Am 80. Jahrestag der Reichspogromnacht demonstrierten etwa 500 Menschen durch Moabit. Normalerweile führt die Route von der einstigen Synagoge Levetzowstraße zum damaligen Deportationsbahnhof in der Quitzowstraße. Diesmal aber wurde sie verlegt und man ging zum Hauptbahnhof, um gegen die dortige Neonazi-Demonstration zu protestieren.
Noch in der Levetzowstraße erzählte der Holocaust-Überlebende Horst Selbiger von seiner Geschichte. Sie machte den Teilnehmer/innen nochmal klar, wieso ein antifaschistischer Kampf dringend nötig ist.
Auch von der Vertreterin unserer Initiative wurde eine Rede gehalten.
Währenddessen führten zwei weitere Demonstrationen zum Hauptbahnhof, wo zu diesem Zeitpunkt bereits hunderte Antifaschist/innen warteten. Schließlich waren es Tausende, als die ersten Neonazis nach und nach einzeln eintrafen. Von der Polizei wurden die durch die erste Etage des Hauptbahnhofs zu ihrem Treffpunkt geschleust. Statt der angekündigten 600 Teilnehmer wurden es letztlich nur rund 100. Der Senat hatte die Nazidemo im Vorfeld zweimal verboten, Gerichte hoben das Verbot jedoch noch kurz vor Demobeginn auf.
Hätte der Senat es ernst gemeint, wäre aber nicht eine solche Übermacht an Polizei vor Ort gewesen, die teilweise sehr rabiat, mit Gewalt und Einsatz von Pfefferspray gegen Nazigegner vorging. Sie sicherte auch den gesamten Marsch der Rechtsextremisten vom Hauptbahnhof zum Reichstag und zurück. Im Tiergarten robbten sogar Beamte mit Taschenlampen durch das Dickicht, damit die Nazidemo ja nicht durch Protest gestört wird.
Schließlich kam es bei der Abfahrt der Neonazis am Hauptbahnhof noch zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Antifaschist/innen.
Auch wenn die Demonstration der Rechtsradikalen stattfinden konnte, so lief sie doch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Diese wurde überall auf mindestens 100 Meter Abstand gehalten. Dass es so wenige Teilnehmer waren, kann als Erfolg gewertet werden. Daran ist aber sicher auch die Tatsache schuld, dass bis kurz vor Beginn nicht klar war, ob sie überhaupt stattfinden darf. Aber gerade an einem solchen Jahrestag ist die Durchführung einer Nazidemo auch nicht zu akzeptieren.
Die nächste Demonstration haben sie bereits angemeldet, sie soll am 2. März am Bahnhof Friedrichstraße beginnen. Wir sehen uns!