„Warum hilft ein Mensch?“ Die Geschichte von Mod Helmy

Der Schaukasten vor dem Rathaus Tiergarten, ist jetzt wieder bestückt. Dieses Jahr geht es um Mod Helmy, einen aus dem heutigen Sudan stammenden Arzt, der in den frühen 20er Jahren in Berlin Medizin studierte und dann im Krankenhaus Moabit arbeitete. Nach der Machtübergabe an die Nazis wurden erst alle jüdischen Ärztinnen und Ärzte entlassen, verfolgt und mit dem Leben bedroht und in der Folge auch Mod Helmy.

Da die Nazis gute Beziehungen zu arabischen Regimen suchten (gemeinsame Schnittstelle war der Antisemitismus) wurde Mod Helmy nach einer Zeit in Haft entlassen und durfte in Moabit in der Krefelder Straße praktizieren.

In dieser Praxis kriegte er Kontakt zu zwei jüdischen Frauen, die er in der Folge vor den Nazis versteckte und ihnen damit vermutlich das Leben rettete. Für diese mutige Tat wurde er (als bisher einziger Mensch aus Arabien) als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.

Schaukasten vor dem Rathaus Tiergarten

Wir nehmen diese Geschichte zum Anlass, in der Ausstellung zum einen die Frage zu stellen, „warum hilft ein Mensch“?
Diese Frage haben wir von Schülerinnen und Schülern beantworten lassen. Die Antworten wurden auf Kärtchen gesammelt und an einem Antwortbäumchen im Schaukasten präsentiert.

Wer war Dr. Mohamed „Mod“ Helmy?

geboren am 25. Juli 1901 in Khartum im heutigen Sudan – gestorben am 10. Januar 1982 in Berlin (West). Mohamed Helmy war ein ägyptisch-deutscher Arzt, der in der NS-Zeit in Berlin-Moabit, Krefelder Str. 7 wohnte und mehreren Juden und anderen Verfolgten das Überleben im Versteck ermöglichte.

Er ging 1922 zum Medizinstudium nach Berlin. Ab 1931 arbeitete er als Arzt im Krankenhaus Moabit, in dem etwa zwei Drittel der Ärzte jüdisch waren. Helmy erlebte nach der Machtergreifung 1933 die Entlassung, Misshandlung und zum Teil die Ermordung jüdischer Ärzte. Er selbst durfte noch bis 1937 als Oberarzt praktizieren. Im Oktober 1939 wurde Helmy mit anderen ägyptischen Landsleuten interniert. Er kam aber nach einigen Monaten, Anfang Mai 1940, wieder frei, da das NS-Regime an guten Beziehungen zur arabischen Welt interessiert war.

Die Jüdin Celine Rudnik war Patientin in Helmys Privatpraxis. Damals war es für Juden fast unmöglich noch einen Arzt zu finden. Als Helmy erfuhr, dass die Gestapo Celine Rudnik sucht, vermittelt er ihr eine Bekannte, bei der sie sich verstecken konnte. Später half er dann auch ihrer Enkelin Anna Boros. Er versteckt Anna nicht heimlich, sondern stellte sie als angebliche muslimische Arzthelferin in seiner Praxis ein und gab sie als seine Nichte aus. Später konnte Dr. Helmy Anna in einem sicheren Versteck in einer Laube in Berlin-Buch unterbringen. Anna überlebte und ging nach dem Krieg nach New York.

Mohamed Helmy wurde am 18. März 2013 von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem posthum als Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet – als bisher einziger muslimischer Araber und Moslem.

Zum anderen nutzen wir die Geschichte, um auf den Konflikt in Israel/Gaza einzugehen. Wir berichten über jüdisch/arabisch/palästinensische Initiativen und Vereine, die versuchen, durch gemeinsame Aktionen einen Beitrag zur Befriedung des jahrzehntelangen Konfliktes zu leisten.