Newsletter 42

23. August 2018

In den kommenden Monaten haben wir ein paar Termine, zu denen wir gerne einladen.
Zum einen gibt es das Netzwerk „Ihr letzter Weg“, das sich morgen zum 3. Mal trifft und das sich um die Kennzeichnung des Deportationsweges durch Moabit kümmert.

Die weiteren Termine sind:

1. September: Kiezfest
Am Samstag kommender Woche wird es wieder das Kiezfest am Rathaus Tiergarten geben. Auch diesmal werden einige von uns vor Ort anwesend und ansprechbar sein.

3. September: Stolpersteinverlegungen
Gleich am Morgen um 9.00 Uhr werden vor dem Haus Turmstr. 53 Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Walter Lewin und seine Kinder Ingolf und Jutta, die am 27.11.1941 nach Riga deportiert und drei Tage später in der Nähe erschossen wurden.
An der Stolpersteinverlegung werden Mitglieder der Familie Gidron, Verwandte von Walter Lewin, teilnehmen.
Walter Lewin wurde 1902 geboren. Er war Dentist und lebte mit seinen beiden Kindern in der Turmstraße 53. Seine Eltern und fast alle seine Geschwister wohnten mit ihren Familien ebenfalls in Moabit. In der Zwinglistraße 15, der elterlichen Wohnung, trafen sie sich an Wochenenden und Feiertagen. Wir wissen wenig über ihr Leben in den zwanziger und dreißiger Jahren.
Am 27. November 1941, also kurz nach Beginn der systematischen Deportationen aus Berlin wurden Walter und seine Kinder, die acht und sechs Jahre alt waren, nach Riga deportiert und am 30. November im Wald von Rumbula erschossen.

Danach folgt um 9.15 Uhr eine Stolpersteinverlegung vor der Agricolastr. 33a für das Ehepaar Margarete und Max Ehrlich. Beide wurden am 12.1.1943 in das KZ Theresienstadt deportiert und kurz danach nach Auschwitz. Dort sind beide ermordet worden.

Wer waren Margarethe und Max Ehrlich?
Margarethe und Max Ehrlich heirateten am 28.11.1911 und wohnten zunächst in Kaulsdorf. Max war Bücherrevisor. Die Ehe blieb kinderlos. Die beiden zogen am 15.07.1928, also vor fast genau 90 Jahren, in eine der Wohnungen in der Agricolastr. 33a, wo sie bis zu ihrem erzwungenen Umzug am 13.03.1942 in die Levetzowstr. 13 lebten. Mit dem 79. Transport wurden sie am 12.01.1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt und elf Tage später in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurden sie ermordet.

Wie kommt es zu der Verlegung?
Durch einen Aushang der Initiative „Sie waren Nachbarn“, eine Liste der aus Moabit deportierten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, entdeckte ich, dass das Ehepaar Ehrlich in meinem Haus gewohnt hatte. Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus war auf einmal sehr nah und konkret. Ich beantragte die Verlegung der Stolpersteine und recherchierte zum Schicksal des Ehepaars. Jetzt, nach mehreren Jahren Wartezeit, kann die Verlegung zum Andenken an das Ehepaar Ehrlich endlich stattfinden. Durch die Beschäftigung mit dem Schicksal des Ehepaars wuchs mein Interesse am Thema und auch der Wunsch, mich zu engagieren. Mittlerweile bin ich aktives Mitglied im Verein „Sie waren Nachbarn“, der an das Schicksal jüdischer Nachbarinnen und Nachbarn erinnern will.

Bei beiden Verlegungen ist es sinnvoll, früher zu kommen, da sie manchmal etwas früher beginnen, als angegeben.

3. September: Film
An Nachmittag um laden wir Sie herzlich dazu ein, an der Vorführung des Films „Bei den Jekkes ist es schwieriger“ teilzunehmen.
Prof. Benjamin Gidron aus Israel, der Großneffe von Walter Lewin, hat jahrelang die Geschichte seiner Familie recherchiert und ist 2013 mit seiner Frau und seinen erwachsenen Kindern nach Frankfurt/Main und Berlin zu den Wurzeln und der Lebenswelt seiner Vorfahren gereist. Sein Sohn Yuval, der Filmemacher ist, hat diese Reise mit der Kamera begleitet. Beide werden bei der Filmvorführung anwesend und in der anschließenden Diskussion Ihre Gesprächspartner sein.
Mehr Informationen zum Film
Zeit und Ort:
17.00 Uhr, Filmrauschpalast in der Kulturfabrik, Lehrter Str. 35. Der Eintritt ist frei.

12. Oktober: Lesung von Horst Selbiger
Horst Selbiger ist einer der letzten Überlebenden des Holocausts. Er stellt sein Buch „Verfemt – verfolgt – verraten“ vor.
Ort und Zeit werden auf unserer Website bekanntgegeben.