Siemensstr. 13-14
Leo Krotoszyner wurde am 31. Dezember 1879 in Wrocław/Breslau geborgen. Sein 1846 in Ostrowo geborener Großvater stammte von südrussischen Verfolgten ab, die nachträglich in die Provinz Posen eingewandert sind. Ebenso verhält es sich bei seiner Frau Rosa (geb. Lubliner), die am 17. Oktober 1884 in Kempen geboren wurde.
Leo und Rosa haben sich vermutlich in ihrer Heimatregion Posen kennengelernt und sind gemeinsam 1914 oder 1915 nach Berlin gekommen. Im Berliner Adressbuch ist Leo Krotoszyner erstmals im Jahr 1916 verzeichnet und wohnte zur damaligen Zeit im Erdgeschoss der Riehlstraße 13 im Bezirk Charlottenburg. Im gleichen Haus wohnte auch Ernst Krotoszyner, welcher vermutlich ein Verwandter Leos war, da auch er aus Breslau stammte und aufs dortige St.-Maria-Magdalena-Gymnasium ging. Leo Krotoszyner war zunächst als Fabrikdirektor beschäftigt, übte aber ab 1918 den Beruf des Kaufmanns aus.
Die Krotoszyners waren vermutlich persönlich bekannt mit Naemah und Miriam Beer-Hofmann, deren Vater Dr. Richard Beer- Hofmann, ein bekannter österreichischer Lyriker war. Es existieren Briefe von Rosa, Helmut und Johanna, die diese an Naemah geschickt haben. Johanna war damals zehn und Helmut erst acht Jahre alt. Die Kinder schienen sehr angetan von Naemah. Sie schließen ihre Briefe immer mit liebsten Grüßen und Helmut sendet Naemah sogar einen galanten Handkuss. Vermutlich haben sie sich in Berlin kennen gelernt, da Helmut in einem seiner Briefe aus dem Jahr 1925 fragt, ob Naemah Wien schöner fände als Berlin. Helmut schreibt ihr auch, dass er ab Ostern 1925 auf’s Gynasium gehen wird und sich schon sehr darauf freut. Helmut war vermutlich ein handwerklich begabter Junge, da er zum Chanukka-Fest drei Laubsägen geschenkt bekam. Im Dezember des selben Jahres schreibt er Naemah, dass er der Klassenbeste sein und später einmal Ingenieur werden möchte.
Vermutlich zog die Familie in den 30er Jahren in die Siemensstraße 13-14. Über Rosa Krotoszyners weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Ihr Ehemann Leo und die drei Kinder Johanna, Helmut und Manfred wurden am 14. November nach Minsk deportiert und überlebten das Ghetto nicht.
Text: www.berlin-minsk.de