Redebeitrag Gedenkveranstaltung am 9. November 2021
Ich spreche hier für den Verein „Sie waren Nachbarn“.
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, jüdischem Leben in Moabit nachzuspüren.
Lange Zeit lebten jüdische Menschen weitgehend unbehelligt in unserem Viertel.
Wir wollen dafür sorgen, dass nicht vergessen wird, dass dieses auch schon vor 1933 von Judenhassern bedrohte friedliche Nebeneinander sich nach dem 30. Januar 1933 dramatisch änderte.
Zunehmende Rechtlosigkeit, Leib und Leben bedrohende Maßnahmen des NS-Staates wurden für Jüdinnen und Juden harte Realität.
Die Bemühungen, jüdisches Leben auszulöschen, gipfelten in der mit deutscher Gründlichkeit betriebenen Durchsetzung der Shoa.
Doch dies geschah nicht reibungslos. Jüdinnen und Juden gingen in die Illegalität, wurden U-Boote und überlebten auch dank der Hilfe nichtjüdischer Menschen, die den Mut aufbrachten, solidarisch zu sein.
Von den 1933 in Tiergarten lebenden über 12.000 Juden zählte die Statistik am Kriegsende noch 161.
Um die Erinnerung wachzuhalten, haben wir einen Audiowalk geschaffen und online gestellt, aus dem wir heute Auszüge hören.
Interessierte können einem der Wege folgen, den die jüdischen Menschen vom Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße zum Güterbahnhof Moabit gehen mussten. Von dort wurden sie in die Ghettos und Vernichtungslager deportiert. Dies geschah vor aller Augen.
Noch bis Ende Dezember ist im Schaukasten vor dem ehemaligen Rathaus Tiergarten eine Ausstellung zu „Zwangsarbeit in Moabit“ zu sehen, die wir gestaltet haben. Auch die Verbrechen an Jüdinnen und Juden sind hier ein Thema.
Und wir werden weiterarbeiten, um mehr zu erinnern und aufzuklären, damit die richtigen Lehren aus der Geschichte gezogen werden und der Hass auf jüdische Menschen verschwindet.
Ich nutze die Gelegenheit, alle hier Anwesende aufzufordern darüber nachzudenken, welchen Beitrag sie dazu leisten können.
Wir freuen uns auf jedes neue Gesicht in unserem Verein. An einer Mitarbeit Interessierte können sich weitere Infos auf unserer Seite www.siewarennachbarn.de holen.