Professor Benjamin Gidron war am Sonntag den 12. Oktober 2014 wieder Gast unserer Initiative und hielt in der Zunftwirtschaft vor Interessierten einen Vortrag über das Schicksal seiner Familie nach der Flucht aus Deutschland sowie das Leben der deutschen Immigranten in Palästina und Israel. Zum Einstieg ging er anhand ausgewählter Fotografien noch einmal in Kurzform auf die Zeit vor dem 1. Weltkrieg in Mogilno im heutigen Polen ein, die Entscheidung seiner Urgroßeltern, als Deutsche nach Berlin zu gehen und den Zusammenhalt der vielen Geschwister, die fast alle, wie ihre Eltern, in Moabit lebten und arbeiteten.
Den Hauptteil nahm die Schilderung des alltäglichen Lebens vom Großvater, seiner Frau und ihrer fünf Kinder nach der Flucht im Jahre 1933 nach Palästina ein, welches hart und entbehrungsreich war. Ähnlich ging es den vielen anderen jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland, die nicht, wie die früher eingewanderten zionistischen Pioniere, freiwillig ins Land gekommen waren. Sie gehörten zu großen Teilen der städtischen bürgerlichen Mittelschicht an, hielten lange an ihrer Muttersprache und ihren Lebensgewohnheiten fest und wurden als „Jeckes“ häufig nicht ganz ernst genommen. Jedoch leisteten sie einen großen Beitrag zum Aufbau der Städte und ihrer Infrastruktur, zu Architektur, Rechtswesen, Verwaltung und Wissenschaft, was inzwischen auch allgemein anerkannt ist.
Abschließend wurden Fragen des Publikums beantwortet und damit noch einige nicht erwähnte Aspekte beleuchtet.
Wer sich ausführlicher mit der Geschichte der Familie Gottfeld/Lewin beschäftigen möchte, dem sei die von Benjamin Gidron erstellte Website empfohlen.
Deutsche Übersetzung des Kapitels „Die Nazijahre 1933-1945“